Zurück

Ein Männergespräch zum Valentinstag

Jeder Tag ist Valentinstag

Joshua trat aus der kalten Februarluft in das freundliche Bistro. Aus den Lautsprechern klang leise Jazzmusik, während das gedämpfte Gespräch einiger weniger Gäste im Hintergrund die anmutige Stimmung unterstrich. In der Luft lag der Duft von frischem Kaffee und Gebäck.

Er entdeckte Tobias, der bereits an einem kleinen Tisch bei einem Cappuccino saß. Tobias winkte ihm lächelnd zu, doch als Joshua näherkam, bemerkte er sofort seinen gehetzten Ausdruck.

„Hey, Joshua! Alles in Ordnung?“ fragte Tobias, nachdem Joshua seinen Mantel abgelegt und sich gesetzt hatte.

Joshua seufzte und starrte in die Flamme der Kerze, als hoffe er dort eine Antwort zu finden. „Ich weiß nicht, was ich Sophie dieses Jahr zum Valentinstag schenken soll. Die letzten zehn Jahre hab ich mir immer etwas Besonderes überlegt: Opernkarten, Wellnesswochenenden, Luxusdinner, Halsketten, Dessous, teure Parfums – und jetzt fällt mir nichts mehr ein. Ich habe das Gefühl, jedes Jahr muss es noch exklusiver und ausgefallener sein, um meine Liebe zu beweisen.“

Tobias zog seine Augenbrauen hoch und bestellte, während Joshua sprach, zwei Cappuccinos beim Kellner, der an ihren Tisch getreten war. Nachdem der Kellner sich entfernt hatte, beugte Tobias sich leicht vor. „Joshua, nimm’s mir nicht übel, aber du bist ein Trottel! Glaubst du wirklich, dass der Valentinstag der Maßstab für deine Liebe zu deiner Frau ist? Du verhältst dich, als hinge eure Ehe davon ab, ob du ihr einmal im Jahr ein spektakuläres Geschenk machst. Das ist doch Unsinn!“

Joshua blickte verunsichert auf. „Du verstehst das nicht. Sophie legt sehr viel Wert darauf. Wenn ich dieses Ritual vernachlässige, fühlt sie sich enttäuscht. Und außerdem schenkt sie mir auch immer etwas, oft sogar richtig Teures. Letztes Jahr war’s ein edler Kulturbeutel von Montblanc.“

Tobias schnaubte belustigt. „Je teurer das Geschenk, desto größer eure Liebe?“ Er grinste, doch sein Tonfall verriet, dass er es ernst meinte.

„Ich find das nicht lustig, Tobias.“

Tobias schüttelte den Kopf. „Nein, eher traurig. Stell dir vor, ich käme mal wieder zu Besuch und wollte eure Liebe finden. Sie liegt wohl in diesem schicken Kulturbeutel im Bad oder als Halskette an Sophies Hals. Euer Problem ist, dass ihr eure Liebe nur noch über Materielles ausdrückt. Doch Liebe, die nicht im Alltag spürbar ist, bleibt bloß eine Symbolwelt. Der Valentinstag mit einer neuen Trophäe ändert daran rein gar nichts.“

Joshua spielte nervös mit der Kerze in der Mitte des Tisches und schürzte die Lippen. „Blödsinn! Ich liebe Sophie, und das weißt du genau!“

Tobias lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er sah Joshua an, als wollte er überprüfen, ob der das wirklich selbst glaubte. „Ich höre von dir immer nur, dass sie dich nervt, viel zu unruhig und ständig müde ist oder nicht zuhört, wenn du Probleme hast. Klingt das nach Liebe, die man spürt?“

Joshua sah ihn angriffslustig an. „Tobias, du Schlauberger! Sie ist eben so, wie sie ist. Das sind nun mal die Fakten.“

Der Kellner brachte ihnen die Cappuccinos. Während Tobias den ersten Schluck nahm, sprach er mit ruhiger Stimme weiter: „Hör zu, mein Freund: Wenn du deine Frau wirklich lieben würdest, würdest du dich fragen, warum sie so gereizt, nervös oder müde ist. Vielleicht hat sie das Gefühl, dass du ihr keine Aufmerksamkeit oder Geborgenheit gibst. Vielleicht spürt sie nicht, dass deine Liebe euch beide trägt, weil sie im Alltag kaum vorkommt.“

Ein leises Klirren entstand, als Joshua seinen Löffel kurz gegen die Cappuccinotasse stieß. Er blinzelte, als würde er zum ersten Mal klar sehen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, denn Tobias’ Worte setzten sich in seinem Kopf fest.

„Du meinst, sie ist so, weil sie sich nicht geliebt fühlt?“ fragte er leise, fast als befürchtete er die Antwort.

Tobias nickte bedächtig und rührte weiter in seinem Cappuccino. „Ja, genau das behaupte ich. Sag mir mal, wann du ihr zuletzt Zeit geschenkt hast – Zeit, in der du dich wirklich für sie und ihre Gedanken interessiert hast. Weißt du, was sie in ihrem Innersten gerade bewegt?“

Joshua runzelte die Stirn. „Keine Ahnung. Wenn ich sie frage, was los ist, sagt sie nur, es sei nichts, sie habe vielleicht Kopfschmerzen oder sei müde.“

Tobias sah ihn einen Moment stumm an. „Weil sie aufgegeben hat, dich einzuweihen. Sie weiß vermutlich, dass du nicht aufmerksam zuhörst und es immer nur um dich und deine Probleme geht. Und nun hat sie sich daran gewöhnt, dass es in eurer Ehe kein echtes ‚Wir‘ mehr gibt.“

Joshua spürte, wie eine Welle aus Scham und Erkenntnis über ihn hinwegspülte. Er war so tief in Gedanken versunken, dass das leise Klirren von Besteck und Tassen um ihn herum ganz in den Hintergrund rückte. Er merkte jetzt, wie angespannt seine Schultern waren und wie sehr ihm Tobias’ Worte zu schaffen machten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hob er den Kopf und blickte seinen Freund an. „Du hast recht. Du hast mir wirklich die Augen geöffnet. All die Geschenke, die vielen Worte – das ersetzt kein echtes Interesse, kein ehrliches Mitgefühl.“

Tobias lächelte erleichtert. „Schön, dass du es jetzt siehst. Aber damit ist es noch nicht getan. Bist du bereit, sie ab sofort mit anderen Augen zu sehen? Bist du bereit, deine Liebe nicht nur einmal im Jahr, sondern täglich zu zeigen?“

Joshua war einen Moment lang still, dann lächelte er zaghaft. „Ja. Ich will endlich aufhören, die Beziehung nur über Materielles zu definieren. Sophie ist meine Frau, die Mutter meiner Kinder – ich will ihr zeigen, was sie mir wirklich bedeutet.“

Tobias nahm einen weiteren Schluck und nickte. „Na also. Und was schenkst du ihr nun zum Valentinstag?“

Joshua fuhr sich mit der Hand durch die Haare und dachte nach. Er war nicht mehr verzweifelt, sondern plötzlich ganz ruhig. „Ich werde ihr einen Brief schreiben, Tobias. Einen Brief, in dem ich ihr von dieser Erkenntnis erzähle. Ich will ihr klarmachen, dass ich ab sofort ein besserer Partner sein möchte, einer, der jeden Tag beweist, wie viel sie mir bedeutet. Und dann werde ich für sie und unsere Kinder kochen, gemeinsam mit ihr den Tisch liebevoll dekorieren. Nach dem Essen bringen wir die Kleinen zusammen ins Bett – etwas, das ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht habe. Und am Ende des Abends bekommt sie meinen Brief.“

Tobias strahlte und lachte herzlich auf. „Das klingt wunderbar. Ich glaube, Sophie wird vor Freude strahlen. Vielleicht ist von ihrer Müdigkeit dann wirklich nichts mehr übrig.“

Als sie schließlich das Bistro verließen, umfing die kalte Nacht sie wieder. Doch Joshua spürte eine neue Wärme in sich, die nichts mit der Umgebungstemperatur zu tun hatte. Er wusste, dass dies der Beginn einer echten Veränderung war – einer Liebe, die sich nicht an einem einzigen Tag beweist, sondern jeden Tag gelebt werden möchte.

 


Wenn Sie sich auch von der Strahlung belastet fühlen, dann wird es Zeit für eine


Wir nutzen Cookies und Scripts auf unserer Website. Einige davon sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihr Nutzererlebnis mit ihr zu verbessern. Geben Sie hier Ihre Datenschutzpräferenzen an. Die Widerrufsmöglichkeit befindet sich in der Datenschutzerklärung und im Footer unter Datenschutz-Einstellungen. 
Individuell anpassen.
Alle Akzeptieren